Weihnachtliche Irrtümer

In der biblischen Weihnachtsgeschichte werden Dichtung, Mythologie und ganz wenig Wahrheit mit ganz viel künstlerischer Freiheit verwurstet.

Jesus wurde angeblich in Bethlehem geboren. Man weiß aber weder, wo genau Maria und Joseph zum Zeitpunkt der Geburt gelebt haben, noch macht es irgend einen Sinn, dass sie (zudem mit einer schwangeren Maria) wegen einer angeblichen Volkszählung nach Bethlehem gewandert wären. Nicht nur, dass dergleichen (Volkszählung) in der durchaus vollständigen römischen Geschichtsschreibung nicht erwähnt wird, Volkszählung heißt ja auch, dass man die Leute dort zählt, wo sie wohnen und nicht irgendwo anders. Und was würde überhaupt passieren, wenn tatsächlich irgendeine Obrigkeit dazu auffordern würde, irgendwo hinzuwandern, nur um sich erfassen zu lassen? Genau: Stinkefinger! Die Menschen waren damals vielleicht noch nicht so gebildet wie heute, aber ganz doof waren sie ja auch nicht.

Aufenthalt und Geburt in Bethlehem sind also vermutlich nachträglich konstruiert worden, um eine alte Prophezeihung erfüllen zu können und außerdem eine Beziehung zum (ebenfalls) in Bethlehem geborenen König David herzustellen.

Jesus wurde angeblich in einem Stall geboren. Das mag ja zwar sehr romantisch klingen, und die Millionen Weihnachtskrippen auf der Welt, womöglich noch im (doch eher europäischen) Schnee angesiedelt, sind ja auch wirklich hübsch anzuschauen, aber historisch ist das völliger Unsinn. Es gab damals gar keine Ställe.

Tiere wurden entweder im Freien gehalten, oder aber Mensch und Tier lebten zusammen unter einem Dach, was vor allem bei kleineren Tieren wie Hühnern, Ziegen und Schafen der Fall war. Es kann also durchaus sein, dass irgendwelche gehörnten Vierbeiner in die Krippe geguckt hatten, aber ein Stall war es sicherlich nicht.

Der Stern von Bethlehem kündigte Christi Geburt an. Es ist den Astronomen bis heute nicht gelungen, in den Jahren um Christi Geburt irgendein Himmelsphänomen auszumachen, das ohne Fernglas sichtbar gewesen sein könnte. Aber selbst wenn: Kometen wurden damals eher als böses Omen betrachtet, denn als Ankündigung eines freudigen Ereignisses. Und wären schließlich die heiligen drei Könige tatsächlich einem solchen Himmelphänomen gefolgt, so wären sie, aufgrund der Erdrehung, genau in die entgegengesetzte Richtung gelaufen und überall, nur nicht bei Jesus angekommen.

Der Kindermord in Bethlehem durch König Herodes scheint ebenfalls reine Dichtung bzw. Abschrift aus älteren, mythologischen Quellen zu sein. Wie schon die Volkszählung wird auch dieser Massenmord an kleinen Kindern in der akribischen römischen Geschichtsschreibung nicht erwähnt (obwohl die Römer aus Propagandagründen gierig jedes Verbrechen des Herodes aufgegriffen hätten). Auch er dient vermutlich nur dazu, die Bedeutung von Jesus aufzuwerten. Angeblich hatte sich Herodes wegen einer Weissagung so vor der Geburt des Jesus (dem zukünftigen König der Juden) gefürchtet, dass er Hunderte von Neugeborenen umbringen ließ.

Auch der Umfang dieses kindlichen Holocaust wurde im Laufe der christlichen Geschichte immer weiter aufgebläht, von ursprünglich ein paar Hundert Kindern auf schließlich 144.000 bei diversen mittelalterlichen Autoren. Tatsächlich kann man davon ausgehen, dass es zur damaligen Zeit im eher dörflichen Bethlehem maximal 20 Kinder unter 2 Jahren gab. Und getan hatte denen vermutlich niemand was.

Das gleiche mythologische Motiv, ebenfalls geschichtlich nicht belegbar, taucht auch schon im alten Testament im Zusammenhang mit Moses auf.

 


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