Bigfoot

Bigfoot – der haarige Riesenaffe

Neben Nessie, dem Monster im Loch Ness gibt es sicher kein bekannteres Monster als Bigfoot, den haarigen Riesenaffen in den Wäldern Nordamerikas. Etliche Augenzeugen berichten von Begegnungen mit dem Tier, es gibt unzählige Bilder und Gipsabdrücke von riesigen Fußabdrücken und sogar einige Filme existieren, die den Vertreter einer bislang unbekannten Primatenart zu zeigen scheinen.

Das Wesen ist den Beschreibungen und Filmen zufolge bis zu drei Meter groß, trägt ein dunkelbraunes oder rötliches Fell und erinnert an einen Gorilla. Es riecht nicht besonders gut und hinterlässt Fußspuren einer Länge von bis zu 60 Zentimetern. Besonders häufig wird Bigfoot im Nordwesten der USA beobachtet, allerdings kommt er offenbar in allen US-Bundesstaaten bis auf Hawaii und Rhode Island vor.

Die Geschichte von Bigfoot ist alt. Ihren Ursprung hatte sie allerdings unter anderen Namen. Indianer im heutigen US-Bundesstaat Washington kannten Legenden von „wilden“ oder „haarigen Männern“ in den Wäldern.

Im angrenzenden kanadischen British Columbia sammelte der Lehrer John W. Burns Anfang des 20. Jahrhunderts Berichte der Indianer über diese Wesen. 1929 veröffentlichte er im kanadischen Magazin Maclean’s einen Artikel darüber und fasste die Monster unter dem indianischen Namen Sasquatch zusammen.

Wirklich berühmt wurden riesige Affenwesen allerdings erst, nachdem 1951 im Himalaja der Fußabdruck eines Yeti fotografiert worden war. Die Medien interessierten sich plötzlich so sehr für sie, dass Sasquatch-Fachmann Burns 1957 in der Vancouver Sun erklärte, es handle sich nicht um Monster und die harmlosen Wesen sollten nicht gefangen werden, um die Sensationslust neugieriger Menschen zu stillen.

Fußabdruck des Yetis im Schnee

Ein Jahr später gab es kein Halten mehr. 1958 entdeckte der Bauarbeiter Jerry Crew an einer Straßenbaustelle in Bluff Creek, Humboldt County in Kalifornien riesige Fußspuren. In der Humboldt Times erschien ein Artikel darüber, zusammen mit dem Foto eines Gipsabdrucks einer der Spuren. Der Autor Andrew Genzoli gab dem geheimnisvollen Wesen angesichts der Größe des Abdrucks den Namen „Bigfoot“.

Die Nachrichtenagentur AP verbreitete die Geschichte international und der amerikanische Riesenaffe wurde unter seinem neuen Namen berühmt. Die ersten Bigfoot-Jäger machten sich auf die Suche nach dem Tier. Und plötzlich wurden in ganz Nordamerika riesige Affen gesichtet.

Die Beweise für die Existenz des Bigfoot waren allerdings nicht wirklich überzeugend. Doch 1967 veröffentlichten der Rodeoreiter Roger Patterson und der Rancher Robert Gimlin einen 16mm-Film, der einen Bigfoot zeigte. Patterson hatte sich die Kamera ausdrücklich mit dem Ziel geliehen, Bigfoot zu filmen. Er machte sich mit Gimlin auf zum Bluff Creek, wo die zwei dem Wesen tatsächlich begegnete. Patterson überließ den Film gegen Geld den Medien.

Nun tauchten immer wieder unscharfe Fotos und Filme auf. Eine Aufnahme, die für besonders große Aufregung sorgte, war der 8mm-Film. von Lori Pate. Die Amerikanerin filmte während eines Ausflugs mit ihrer Familie am Chopaka Lake in Okanogan County, Washington, am Memorial Day 1996 ein affenähnliches Wesen, das in einiger Entfernung einen Abhang überquerte und im Wald verschwand.

Eine ganze Reihe von Experten – darunter durchaus auch solche, die Skeptiker als seriös akzeptieren – hat sich seit den ersten Berichten über Bigfoot mit dem Phänomen beschäftigt. Und einige halten die Existenz des Affen für nicht ausgeschlossen. Allerdings sind noch viele Fragen offen. Und einige der wichtigsten Hinweise auf Bigfoot wurden durch neue Erkenntnisse und Geständnisse mehr als in Frage gestellt.

Die Fußabdrücke zum Beispiel, die das internationale Interesse an Bigfoot 1958 überhaupt erst auslösten, sind offenbar eine Fälschung. So erklärte der Sohn von Ray Wallace, Michael, nach dem Tod seines Vaters 2002, die Abdrücke stammten von Holzfüßen, die Wallace von einem Freund hatte schnitzen lassen. Und er präsentierten die künstlichen Füße sogar.

Ray Wallace war der Besitzer der Baufirma, für die Jerry Crew, der Entdecker der Abdrücke, gearbeitet hatte. Wallace fälschte nach Angaben seines Sohnes weitere Bilder des Bigfoot – und steckte dafür angeblich sogar seine Frau in ein Affenkostüm.

Zweifel am Patterson-Gimlin-Film
Auch die Echtheit des Patterson-Gimlin-Films wird zunehmend bezweifelt. Zwar beteuerten sowohl Patterson als auch Gimlin, keine Fälscher zu sein. Immerhin wollte Gimlin am Ende seines Lebens nicht mehr ausschließen, dass Patterson ihn getäuscht haben könnte.

Inzwischen gibt es die Aussage von Philip Morris aus North Carolina, er hätte für Patterson ein Gorilla-Kostüm hergestellt. Und der Lastwagenfahrer Bob Heironimus erklärte vor einigen Jahren, er sei der Mann im Affenkostüm gewesen. Wie glaubwürdig diese Zeugen sind, ist unklar, da sich Morris und Heironiums zum Beispiel wiedersprechen, wenn es um Details des Kostüms geht.

Aber auch die Meinung der Fachleute geht auseinander, ob sich ein Mensch in einem Affenkostüm so hätte bewegen können wie die Figur auf dem Film von 1967. So erklärte etwa John Napier von der Smithsonian Institution, einer großen US-Forschungsorganisation, dass der Gang und die Größe sowie der Körperschwerpunkt und die Schrittlänge einem normalen Menschen entspricht.

Der Memorial-Day-Film von Lori Pate ist ebenfalls umstritten. Bei einer genauen Untersuchung des Orts, wo der angebliche Bigfoot aufgetaucht war, stellten Wissenschaftler fest, dass das Wesen sowohl von der Größe als auch von der Geschwindigkeit her durchaus ein Mensch im Affenkostüm gewesen sein könnte.

Auf der anderen Seite gibt es Wissenschaftler wie Jeff Meldrum von der Idaho State University, der Fußspuren des Affenmenschen untersucht hat und einige für echt hält. Sie können allerdings nicht alle von Bigfoot stammen. Denn mal besitzen die Füße fünf Zehen, mal weniger. Hier steht der Daumen ab wie bei einem Menschenaffen, dort ist es einfach nur die vergrößerte Version eines menschlichen Fußes.

Doch Meldrum, ein Anthropologe und Spezialist für die Bewegungsabläufe von Primaten, ist überzeugt von der Existenz des Bigfoot. Er vermutet, dass es sich um Nachfahren des Gigantopithecus handelt, einer ausgestorbenen Riesenaffenart.

Unterstützung hat Meldrum von der berühmten Primatenforscherin Jane Goodall bekommen. Sie schließt aufgrund von Tonaufnahmen angeblicher Bigfoots nicht aus, dass auf dem nordamerikanischen Kontinent ein bislang noch unbekannter Menschenaffe leben könnte. Allerdings hat sie auch Zweifel, so lange es keine Antwort auf eine nahe liegende Frage gibt: Wieso findet niemand einen toten Bigfoot?

Problematisch dürfte für Meldrum und andere Fachleute auch sein, dass sich mit der richtigen Technik absolut überzeugende Riesenabdrücke mit Hilfe menschlicher Fußsohlen anfertigen lassen – inklusive der Rillen und Narben, die manche Abdrücke so authentisch erscheinen lassen.

Immerhin: Haare, Kot und Hautreste werden immer wieder entdeckt, die von Bigfoots stammen sollen. Nur leider konnte keine einzige Probe bislang einer ernsthaften Überprüfung standhalten.

So schrieb der Bigfoot-Fachmann Grover Krantz von der Washington State University in seinem Buch „Big Footprints“, das „gewöhnliche Schicksal dieser Dinge ist, dass sie nicht wissenschaftlich unersucht werden, und wenn doch, dass die Dokumentation der Studien verloren oder nicht verfügbar ist. In den meisten Fällen, wo tatsächlich vernünftige Analysen unternommen wurde, erwies sich das Material als Fälschung oder es konnte nicht ausgewertet werden“.

Bei aller Skepsis war der inzwischen verstorbene Krantz übrigens von der Echtheit des Patterson-Gimlin-Films und einiger Bigfoot-Fußabdrücke überzeugt. Auf der anderen Seite gelang es dem amerikanischen Journalisten Michael R. Dennet, einen Fälscher von Fußabdrücken aufzuspüren, der zugab, Krantz gezielt hinters Licht geführt zu haben. Ähnlich ging es auch anderen Experten. Wem also soll man glauben?

Vielleicht dem eigenen gesunden Menschenverstand. Wenn in den amerikanischen Wäldern tatsächlich bislang unbekannte, riesige Affenwesen existieren, dann muss die Population groß genug sein, um zu überleben. Selbst wenn die Bigfoots noch so scheu sein mögen – warum wurde noch kein einziges Exemplar geschossen, von einem Auto überfahren oder wenigstens ein Kadaver entdeckt?

Nun, Fotos einer Bigfoot-Leiche präsentierten zwei US-Amerikaner tatsächlich im vergangenen Jahr. Matt Whitton und Rick Dyer veröffentlichten unter anderem bei YouTube Videos, die einen toten Bigfoot in einer Kühltruhe zeigen sollten. Schließlich gaben beide zu, es habe sich lediglich um einen Witz gehalten, der „Beine bekommen und losgerannt“ sei, wie sie dem US-Sender CNN gestanden. Die Leiche war lediglich ein Bigfoot-Kostüm, das sie zusammen mit einem überfahrenen Oppossum und Schlachterresten in die Kühltruhe gestopft hatten.

Die Wildnis Amerikas ist groß, und der Glaube an die Existenz des haarigen Riesen unter Bigfoot-Anhänger ebenfalls. Solange Grizzlys und Braunbären Camper und Jäger im Dunkeln erschrecken, solange Witzbolde wie Whitton und Dyer die Öffentlichkeit mit gefälschten Beweisen unterhalten wollen und solange sich Mythen und Legenden finden lassen, die für mysteriöse Beobachtungen authentisch wirkende historische Erklärungen anbieten, solange wird Bigfoot weiterleben, selbst wenn es ihn nie gab.


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